Herkunftsanalyse: Entdecken Sie Ihre Wurzeln durch DNA test
Dieser Satz von Simon Wiesenthal umschreibt das tiefe Bedürfnis von uns Menschen, um unsere Herkunft und Vorfahren zu wissen, recht präzise. Als Menschen sind wir weit mehr als nur die Summe unserer Einzelteile, sprich: unserer Gene. Umweltfaktoren wie Erziehung, frühkindliche Prägung, finanzielle und soziale Rahmenbedingungen sowie Bildung und kultureller Hintergrund spielen eine große Rolle in unserer Entwicklung. Oder vielleicht doch nicht? Da wir alle nur ein Leben gleichzeitig zur Verfügung haben, blieb der Forschung für ihre Zwecke nur eine recht überschaubare Gruppe an Menschen, deren Erbgut zu nahezu 100 Prozent übereinstimmt, die ihre Leben aber völlig unterschiedlich lebten. Studien an eineiigen Zwillingspärchen, die bei der Geburt getrennt wurden und in verschiedenen Familien aufwuchsen, haben Überraschendes zutage gefördert: Die größte Macht über uns und unsere Entwicklung haben tatsächlich unsere Gene. Wie sonst kann es sein, dass eineiige Zwillinge, die von verschiedenen Familien in verschiedenen Ländern adoptiert wurden, denselben Beruf ergreifen, am selben Tag heiraten und mit ihrem frisch angetrauten Ehemann zu exakt demselben Lied tanzen? Die Natur kennt bekanntlich keine Zufälle.
Die besten Herkunftsanalysen
Wer bin ich?
Neandertaler, Wikinger, Römer oder die Westgoten: Sie alle könnten theoretisch unsere Vorfahren sein. Wahrscheinlich sind wir Mitteleuropäer des 21. Jahrhunderts eine gelungene Mischung aus allen Volksgruppen, die jemals auf Raubzug, Wanderschaft oder Pilgerreise quer durch die Lande unterwegs waren. Als die Herkunftsanalyse mittels DNA noch teuer war und in den Kinderschuhen steckte, wagten sich maximal Historiker*innen und Ahnenforscher daran, diese wissenschaftliche Methode für Privatpersonen anzuwenden. Meist erfolgte dies im Rahmen groß angelegter Studien, wie etwa in England im Jahr 2015. Der Genpool von 2000 Britinnen und Briten wurde dabei untersucht. Um die Pointe gleich vorweg zu nehmen: Die typische Engländerin/den typischen Engländer gibt es nicht. Je nach Gegend haben lediglich 10 bis maximal 40 Prozent der Bevölkerung ihren Ursprung bei den als einheimisch geltenden Angelsachsen. Auch die viel zitierten Kelten existierten als in sich geschlossene Volks- und Kulturgruppe zu keiner Zeit wirklich. In Großbritannien angesiedelt haben sich aber nicht alle Einwanderer am selben Ort. Wer etwa heute in Cornwall lebt, stammt eher von den Wikingern aus Norwegen oder Schweden ab, als jemand in der Grafschaft Pembrokeshire im Südwesten von Wales, wo die Germanen einst bevorzugt ihre Zelte für immer aufschlugen.
Wie funktioniert eine Herkunftsanalyse?
Zahlreiche Anbieter im Internet, aber auch Labore im analogen Leben, bieten solche DNA-Tests inzwischen an. Schritt 1 ist das Bestellen eines Test-Kits oder die Vereinbarung eines Termins im Labor vor Ort. Entnommen wird mittels Wattestäbchen eine Speichelprobe aus der Wangenschleimhaut. Die Probe wird nun entweder per Post zur Analyse geschickt oder vor Ort untersucht. Die Ergebnisse liegen im Regelfall innerhalb weniger Tage vor.
Wie genau sind DNA-Tests zur Herkunftsanalyse?
Die Genauigkeit steigt mit der Zahl der Menschen, die eine solche Analyse durchführen lassen. Denn: Je mehr Datenmaterial vorliegt, desto dichter wird das Netz an Informationen. Während Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Menschen mit einer Genauigkeit von 99,9 % eruiert werden können, beruhen Daten zu ethnischer und geographischer Herkunft eher auf Schätzungen. Besonders in Europa ist es aufgrund immer wiederkehrender Völkerwanderungen schwierig, eindeutige Informationen zu erhalten.
Wie kann man DNA-Tests zur Ahnenforschung nutzen?
Verschiedene Anbieter im Internet haben hier ein klares Marktpotenzial erkannt. Der Wunsch des Menschen, seine Wurzeln zu ergründen und die Frage nach seiner Herkunft beantwortet zu bekommen, scheint elementar zu sein. Was im Falle von Vaterschaftsklagen und Erbstreitigkeiten ganz pragmatische Hintergründe hat, bedient sich bei der Ahnenforschung zusätzlich dem emotionalen Aspekt, den die Frage nach der eigenen Herkunft mit sich bringt. Das Ergebnis wird in den meisten Fällen jedoch ernüchternd, da recht oberflächlich sein. Bestimmt wird bei diesen Tests nämlich nicht die direkte Abstammung. Dafür bräuchte es konkrete Vergleichspersonen, ähnlich einer Kontrollgruppe bei wissenschaftlichen Studien. Erhoben wird durch den Wangenabstrich die Zusammensetzung unseres Genpools. Das Testergebnis zeigt lediglich auf, mit welcher Wahrscheinlichkeit genetische Regionen unserer DNA heute noch weltweit vorkommen.
Verwandt mit Jack the Ripper
Ein gelungenes Beispiel für historische Ahnenforschung lieferte die Suche nach Jack the Ripper. Gelungen, da es sehr gut die Problematik zeigt, die mit solchen Untersuchungen einhergehen kann. Das Projekt sorgte international für enormes Medieninteresse. Begonnen hatte alles mit einem Schal, welcher bei dem 4. Opfer des Rippers 1888 gefunden worden war. Mehr als Blutspuren darauf konnte die Polizei damals noch nicht erkennen. Ein Forensik-Team aus Liverpool nahm sich der blutigen Sache 2019 an und begab sich seinerseits auf Ahnensuche. Möglich war dies, weil es zum Tatzeitpunkt bereits einen Hauptverdächtigen gab. Der ursprünglich aus Polen stammende Aaron Kosminski gilt unter Ripper-Forscher*innen bis heute als vielversprechendster Kandidat. Seine heute noch lebenden Nachkommen erklärten sich zum Gentest bereit und hatten postwendend einen der berühmtesten Serienmörder aller Zeiten in ihrer illustren Verwandtschaft. So weit so gut. Doch namhafte Berufskolleg*innen der ambitionierten Forensiker ließen bald nach Publikation der Ergebnisse Zweifel daran aufkommen. Erstens konnte der Schal nicht mit Sicherheit als Eigentum des Opfers betrachtet werden, auch wenn die darauf befindlichen Blutflecken zu 99,9 % mit einer Nachfahrin Catherine Eddowes übereinstimmten. Weiters hätten die Nachkommen den Schal auch unabsichtlich kontaminieren können. Die Spermaspuren darauf wiesen immerhin zu 99,2 % eine Übereinstimmung mit der Probe einer Nachfahrin von Aaron Kosminskis Schwester auf.
Datenschutz – Wie wird mit meinen Daten umgegangen?
Leider klingt das Versprechen äußerst verlockend, für wenig Geld und einem Wattestäbchen festzustellen, ob man vielleicht mit dem britischen Königshaus verwandt ist oder doch einst einer Raubrittersippe angehörte. Schnell, günstig und unkompliziert: Da muss irgendwo ein Haken sein. Stimmt leider. Mit der Anforderung und Rücksendung der DNA-Probe geben wir im wahrsten Sinne des Wortes unser Innerstes Preis. Die DNA ist einzigartig, beständig und lebenslänglich. Das EU-Recht beispielsweise sieht sie als besonders schützenswert an. Ihre Einzigartigkeit in Kombination mit unseren persönlichen Daten hebt kommerzielles Profiling im Internet auf eine neue Ebene. Hier liefern sich nicht nur die Algorithmen der Suchmaschinen einen Kampf, auch Hacker und Cyberkriminelle bedienen sich gern an diesem digitalen All you can eat-Buffet. Selbst wenn seriöse Anbieter dem Datenschutz höchste Priorität einräumen, schadet ein wenig Vorsicht im Umgang mit der eigenen Identität und ihrer Vermarktung nicht. Denn: Auch wenn die Firma, die den DNA-Test anbietet, ihren Firmensitz in Deutschland, der Schweiz oder Österreich haben mag: Ihre Daten können ganz woanders zwischengelagert sein. Diese Information wird selten transparent kommuniziert.
Worauf sollte man achten?
Wie bei jeder persönlichen Dienstleistung empfiehlt sich vor einer Herkunftsanalyse eine ausgiebige Recherche. Das Internet bietet hierfür mittlerweile zahlreiche Optionen. Das Prinzip der Kundenbewertung und Rezension kann einen sehr guten, da anonymen, Anhaltspunkt bieten. Wer der Versuchung nicht widerstehen kann, seine DNA freimütig in fremde Hände zu legen, sollte nach dem Test auf jeden Fall vorsichtig mit Anfragen und/oder Umfragen sein, die vom Genlabor kommen. Dass das Sammeln von personenbezogenen Daten ein Bombengeschäft ist, haben nicht nur Internetriesen wie Google, Facebook und Co. inzwischen erkannt. Je nach Seriosität des Anbieters werden auch in diesen Bereichen satte Nebengeschäfte mit der Erhebung demografischer Daten in Kombination mit der abgegebenen DNA-Probe getätigt. Besonders hellhörig sollte man werden, wenn Fragen zu Haushaltseinkommen, Gesundheitszustand und bekannten Krankheiten oder deren Risikofaktoren gestellt werden. Wie bei jedem Geschäft regieren den Markt Angebot und Nachfrage. Und letztere ist immens. Geld stinkt bekanntlich nicht. Diesem Grundsatz folgten schon unsere Vorfahren, die alten Römer. Ein Geschäftsmodell maximal gewinnorientiert zu optimieren, liegt also augenscheinlich auch in unserer DNA.