DNA und Gesundheit

Gentest – Gesunder Lebensstil durch die DNA
Es ist allgemein bekannt, dass mithilfe einer DNA-Analyse unser Erbmaterial untersucht werden kann. Diese Untersuchungen helfen uns dabei zu erfassen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine bestimmte Erbkrankheit bei uns ausbricht. Beliebt sind solche DNA-Analysen vor allem in der pränatalen Diagnostik, wodurch DNA-Analysen im vorgeburtlichen Stadium durchgeführt werden können. Mithilfe durch Abstammungsgutachten, die ebenfalls durch einen Gentest durchgeführt werden, können wir herausfinden, wo unsere Wurzeln liegen. Inzwischen werden diese DNA-Analysen nicht nur eingesetzt, um herauszufinden, woher wir abstammen, ob bestimmte Erbkrankheiten oder genetische Defekte vorliegen, sondern helfen uns auch mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten bzw. Allergien besser umzugehen.
Ziel dieses Beitrages ist es, die DNA Gesundheit näher darzustellen. Zunächst sollen grundsätzliche Begriffe erläutert werden. Anschließend soll der Zusammenhang von Gesundheit und Genen näher dargestellt.
Allergien
Bei einer Allergie kommt es zu einer Abwehrreaktion des Körpers auf ungefährliche Fremdstoffe. Dadurch wird eine Überreaktion hervorgerufen, wodurch eine allergische Reaktion ausgelöst wird.
Nahrungsmittelintoleranz
Bei einer Nahrungsmittelintoleranz reagiert der Verdauungsapparat auf bestimmte Nahrungsmittel überempfindlich. Enzyme sind nicht in ausreichender Menge verfügbar, sodass Laktose, Fructose oder Histamin nicht abgebaut bzw. aufgenommen werden kann. Die Folge sind Erbrechen, Durchfall und Magenbeschwerden, wodurch Betroffene massiv in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind.
Was ist ein Gentest?
Um überhaupt zu verstehen, wie ein Gentest funktioniert bzw. welche Informationen er enthält, ist es notwendiger, sich intensiver mit dem Begriff auseinanderzusetzen. An dieser Stelle sollen ein paar grundlegende Begriffe näher erläutert werden.
Was ist ein Gen?
Der menschliche Körper besteht aus 20.000 bis 25.000 Genen. Diese Summe an Genen, die wichtiges Erbmaterial enthalten, werden als Genom bezeichnet. Im Körper des Menschen befinden sich insgesamt 46 Chromosomen, auf denen diese Gene liegen.
Was versteht man unter der DNA?
DNA steht für den Begriff „Desoxyribonucleinsäure“ und ist Träger des Erbmaterials. Diese DNA findet sich in jeder Zelle eines Lebewesens und ist ein Biomolekül, das aus einer Nukleinsäure besteht. Die DNA dient den Genen als Träger der Erbinformation.
Was passiert bei einem Gentest?
Gentests spielen als diagnostisches Mittel und zum Einsatz medizinischer Folgemaßnahmen eine immer bedeutendere Rolle. Abhängig von der Art des jeweiligen Testes werden Speichel- oder Blutproben entnommen. Anhand der gewonnenen Informationen soll herausgefunden werden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass bei einem Betroffenen eine Erbkrankheit ausbricht. Auch um genetische Defekte in der pränatalen Diagnostik früh genug zu erkennen, werden DNA-Analysen herangezogen.
Ernährung und Gene
Nahrungsmittel rufen im menschlichen Körper die verschiedensten Reaktionen hervor. Allerdings sind diese Reaktionen nicht nur abhängig von der Art der Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen, sondern auch abhängig von den Personen, die sie konsumieren. Nahrungsmittel können dadurch unterschiedlichste Wirkungen zeigen. So können sich die einen ein Leben lang von Fast Food, Süßigkeiten und Knabbereien in großen Mengen ernähren, ohne davon Übergewicht, Herz- Kreislaufprobleme zu bekommen oder an einem Vitaminmangel zu leiden. Viele sind trotz dieser ungesunden Ernährungsweise gesund und aktiv. Andere wiederum leiden bei dieser Ernährungsform unter massivem Übergewicht und gesundheitlichen Folgen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Magen- und Darm-Erkrankungen sowie Hautproblemen. Ernähren sich diese Personen wiederum vitamin- und ballaststoffreich, nehmen ausreichend Mineralstoffe und Spurenelemente zu sich und folgen einem strikten Ernährungsplan, sind oft trotzdem Vitamin- und Eisenmangel die Folge. Die Ursache dieses Phänomens hängt mit dem Erbgut zusammen. So sind die in den Genen enthaltenen Erbinformationen nicht nur für unser äußerliches Erscheinungsbild wie blaue Augen, blonde Haare oder unsere Größe verantwortlich, sondern entscheiden auch darüber, wie unser Körper auf bestimmte Nährstoffe reagiert.
Beispiel Koffein
Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen und kann auf einen jährlichen Konsum von 166 Liter pro Verbraucher zurückgreifen. Viele Bürger können ohne ihr Lieblingsgetränk nicht in den Tag starten. Zum einen liegt das an der speziellen aromatischen Note, zum anderen an dem Wirkstoff Koffein, der zu erhöhter Wachsamkeit führt. Erst durch den Konsum einer Tasse Kaffee am Morgen werden wir richtig wach und sind leistungsfähig. Doch genau dieser Wirkstoff ist es, der bei den Menschen unterschiedlichste Reaktionen hervorruft. Während die einen den ganzen Tag über Kaffee konsumieren können, dürfen andere nicht mehr als eine Tasse pro Tag trinken, weil ihnen der darin enthaltene Wirkstoff Koffein Probleme macht. Neben einer erhöhten Wachsamkeit sind oft Herz- und Kreislaufprobleme in Form von Herzrasen, schwitzende Hände und Zittrigkeit die Folge. Für diese Reaktionen ist ein Enzym verantwortlich, das darüber entscheidet, wie schnell der Wirkstoff Koffein im Körper abgebaut wird. Manch einer kann nicht einmal ein Glas Cola trinken, ohne Herz- und Kreislaufbeschwerden zu haben.
Beispiel Alkohol
Ein anderes Beispiel ist die Alkoholunverträglichkeit. Bekannt ist dieses Phänomen vor allem im asiatischen Raum, wo ca. 50 % der dort lebenden Bevölkerung an diesem Gendefekt leidet. Während die einen nur ein Glas eines alkoholischen Getränkes konsumieren müssen, um völlig vernebelt zu sein, brauchen andere wiederum wesentlich mehr Alkohol, um den gleichen Promillegehalt aufzuweisen. Auch hier ist wieder ein Enzym verantwortlich. Das Enzym, das den Namen Aldehyddehydrogenase (ALDH) trägt und sich in der Leber befindet, ist dafür verantwortlich, wie schnell das Enzym im Körper abgebaut wird. Menschen, die unter einer Alkoholunverträglichkeit leiden, fehlt dieses Enzym. Neben einer extremen Benommenheit kommen weitere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Gesichtsröte und Kreislaufprobleme hinzu. Die Betroffenen brauchen teilweise tagelang, um wieder einen Normalzustand zu erreichen.
In gleicher Weise, wie das mit dem Alkohol oder dem Wirkstoff Koffein der Fall ist, verhält es sich auch mit anderen Nahrungsmitteln. Die einen neigen durch den übermäßigen Verzehr von Eiern und Butter zu einem erhöhten Cholesterinspiegel, während sich der gleiche Konsum bei anderen nicht in den Blutwerten widerspiegelt.
Die Nutrigenomik
Das Zusammenspiel von Nahrungsmitteln und der Wirkung auf unseren Körper ist schon länger bekannt. Besonders im Bezug auf Über- und Untergewicht wird uns verdeutlicht, wie unterschiedlich Menschen auf bestimmte Nahrungsmittel reagieren. Nicht alle untergewichtigen Personen ernähren sich gesund und konsumieren Nahrungsmittel in Maßen. Viele versuchen sogar durch einen erhöhten Verzehr ein paar Kilo mehr auf die Rippen zu bekommen, während andere ihren Ernährungsplan strengstens im Blick haben müssen, um das Gewicht halten zu können.
Die Nutrigenomik ist eine relativ junge Wissenschaft und untersucht den Zusammenhang von Nahrungsmitteln und erblicher Anlage. Obwohl wir uns in 99 Prozent der Gene gleichen, ist die Differenz der verbleibenden Prozente doch groß genug, um für die unterschiedlichsten Reaktionen verantwortlich zu sein.
Paradebeispiel Laktoseintoleranz
Ein Paradebeispiel, das von der Nutrigenomik gerne herangezogen wird, ist die Laktoseunverträglichkeit. Über Jahrhunderte hinweg war die Laktosintoleranz eine ganz normale Erscheinung. Zwar haben Säuglinge und Kinder durch die Gabe von der Muttermilch das Enzym Laktase gebildet, wodurch sie die Milch gut verwerten konnten, allerdings ging diese Fähigkeit im Erwachsenenalter wieder verloren. Durch den vermehrten Konsum von Milchprodukten über die letzten Jahrhunderte hat sich eine Mutation in Europa durchgesetzt, wodurch auch im Erwachsenenalter das Enzym Laktase gebildet wird. Etwa 15 % der Bevölkerung zeigen infolge dieser Mutation keine Unverträglichkeit auf den in Milchprodukten befindlichen Milchzucker. Die übrigen 85 % entwickeln im Laufe ihres Lebens irgendwann eine Unverträglichkeit gegenüber Milchprodukten.
Individueller Ernährungsplan entsprechend der eigenen Gene?
Reicht also zukünftig eine Speichelprobe, um einen maßgeschneiderten Ernährungsplan zu erhalten, der direkt auf die eigenen Gene abgestimmt ist? Diäten wie die Blutgruppendiät oder die Metabolic-Diät sind zwar höchst umstritten, erfreuen sich aber aufgrund der individuellen Ernährungsform steigender Beliebtheit. Im Internet finden sich bereits dubiose Angebote, die aufgrund der Gene eine personalisierte Ernährung versprechen. Die Kosten bei diesen Angeboten können sich auf mehrere Tausend Euro belaufen. Personen, die auf ihre Ernährung achten, erhalten so maßgeschneiderte Tipps, um sich vor krebserregenden Stoffen zu schützen, wie sie Stress vermeiden oder welche Nahrungsmittel ihnen zu einer schlanken Linie verhelfen.
Tatsache ist, dass Forscher aus der ganzen Welt daran arbeiten, die Genetik weiter zu entschlüsseln. Zwar konnten bisher 32 Positionen im gesamten Genom herausgefunden werden, die einen Einfluss auf die Fettbildung und das Übergewicht im menschlichen Körper haben. Dennoch sind diese 32 Positionen nicht in der Lage, uns zu verdeutlichen, ob wir nun zu Fettverbrennern gehören oder zu Eiweißverwertern gehören. Daraus wird ersichtlich, dass der Trend über die personalisierte Ernährung die Kunden mit dubiosen Versprechen anlockt, reine Geschäftemacherei ist.
Allergien und Gene
Die Verbindung zwischen Allergien und Genen ist schon längere Zeit bekannt. Leiden Vater oder Mutter an einer Allergie, steigt auch für das Kind die Wahrscheinlichkeit, eine allergische Störung zu entwickeln. Obwohl beispielsweise eineiige Zwillinge über die gleiche DNA verfügen, ist damit nicht gesichert, dass bei beiden auch allergische Reaktionen auf äußere Reize auftreten. Durch die Gene wird deshalb nicht die Krankheit beeinflusst, sondern lediglich die Bereitschaft, eine Allergie zu entwickeln. Im Gegensatz zu Erbkrankheiten, denen ein einzelnes verändertes Gen zugrunde liegt, ist die Ursache bei allergischen Reaktionen ein komplexer Zusammenhang von mehreren Faktoren. Diese sind wiederum dafür verantwortlich, wie unser Immunsystem auf äußere Reize reagiert.
Beispiel Neurodermitis
Sind Vater oder Mutter an Neurodermitis erkrankt, steigt das Risiko an Neurodermitis zu erkranken auf 40 %. Sind beide Elternteile betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit sogar bei 70 %. Gene beeinflussen nicht nur die Erkrankung Neurodermitis, sondern haben sogar einen Einfluss auf entzündliche Erkrankungen.
Fazit zur DNA Gesundheit
Zweifellos steht fest, dass Gentests in Bezug auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien eine wesentliche Rolle spielen. Betroffene erlangen dadurch Klarheit und können ihren Lebensstil entsprechend anpassen. So sollten bei Allergien wie Neurodermitis bestimmte Lebensmittel gemieden werden, während bei den Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktosintoleranz oder auch Fructoseintoleranz auf die Stoffe Laktose und Fructose verzichtet werden sollte. Solche Gentests liefern uns wertvolle Informationen und können betroffenen Menschen ein Stück der Lebensqualität wieder zurückgeben. Allerdings sind Gentests heute noch nicht in der Lage, uns zu verraten, welche Lebensmittel wir konsumieren müssen, um eine schlanke Linie zu bekommen. Einen maßgeschneiderten Ernährungsplan, wie er von vielen dubiosen Angeboten angepriesen wird, können ernährungsbewusste Personen noch nicht erhalten. Möchten diese Personen mehr über ihre Veranlagung erfahren, herausfinden, welche Nahrungsmittel ihnen auf die Hüften schlägt und was sie gegen Stress unternehmen können, reicht allerdings auch ein gesunder Lebensstil sowie eine gute Beobachtungsgabe. Es braucht wahrlich keinen Gentest, um herauszufinden, ob man eine Veranlagung zu Übergewicht hat und eher zu den Eiweißverbrennern oder Kohlenhydratverbrennern gehört. Dazu braucht man nur seine eigene Ernährung ein wenig im Blick behalten. Ein gesunder Lebensstil sichert außerdem, dass nicht nur die Cholesterinwerte sich im normalen Rahmen bewegen, sondern auch, dass Übergewicht vermieden wird.